Das „Kalte Leber“ Phänomen in der traditionellen Medizin

Vom „Phänomen der kalten Leber“ hörte ich das erste mal im Ambulatorium meiner TEN-Ausbildung am Zentrum für Naturheilkunde. Als wir dann die ersten Patient*Innen tasten durften, konnte ich es immernoch nicht „fühlen„. Es hieß „dass es sich unterscheiden lässt von der Hauttemperatur; man müsse nur konzentriert tasten„. Ein anspruchsvolles Unterfangen, welches Übung erfordert!

Was ist mit „kalter Leber“ genau gemeint?

➡️ Unsere Medizin kennt den Begriff auch; nur ist hier was anderes gemeint. Das sind medizinische Notfallsituationen wie z.B. Schockzustände, Herzinsuffizienzen, Leberzirrhosen, Hypothermien (zu niedrige Körpertemperatur) und das muss im Verdachtsfall alles selbstverständlich abgeklärt werden. Hier ist also eine- durch eine akute Situation bedingte- Minderdurchblutung der Leber gemeint!
➡️ Die Naturheilkunde, die TEN(traditionelle europäische Medizin) meint hier allerdings ein anderes Phänomen als die Medizin. Auch die TCM kennt das. Es geht eher um die fehlende Wärmequalität, die häufig ein Resultat einer fehlenden Stoffwechselaktivität in der Leber ist.

📍Was mir sehr häufig begegnet, sind Fettstoffwechselstörungen als Grund dafür. Auch relativ junge Patient*Innen kann das treffen.
Wenn man sich überlegt, womit die Leber tagtäglich zu tun hat, dann kann das auf Dauer sehr komplexe Probleme verursachen.
➡️Die häufigste Ursache ist eine Störung in der Ernährung. Meistens zu viel Fett (Achtung: versteckte Fette! z.B. Käse, Wurstwaren) oder zu kalte Nahrung.
➡️Bewegungsmangel, zu viel Stress und Wut, aber auch fehlendes Abgrenzungsvermögen sind weitere Gründe. Natürlich kann eine erblich bedingte Störung im Fettstoffwechsel vorhanden sein (Achtung: Cholesterin z.B. ist nicht wirklich ein Fett im Gegensatz zu anderen Fetten wie Triglyceride).

Es müssen nicht immer gleich schlechte Leberwerte sein!

„Aber meine Leberwerte sind in Ordnung“.
Das kommt sehr häufig als Kommentar. Meistens manifestieren sich zB Emotionen viel später in Form von Leiden.
Auch bei Stauungen in den Venen denke ich an die Leber. Seien es Hämorrhoiden oder Probleme mit der Speiseröhre; eine Stauung im Leber-Galle System kann sich in vielen Formen zeigen.

Der Schmerz der Leber

Die Leber schmerzt nicht. Der Schmerz der Leber ist die Müdigkeit. Wenn Sie nachts zwischen 01.00 h und 03.00 h aufwachen, dann ist das auch häufig der Leber zuzuordnen.

Tipps zum Umsetzen

➡️Leberwickel mit warm-feuchten, gerne in Heublumensud getränkten, Tüchern

➡️Bitterstoffe wie zB Mariendistelsamen, Löwenzahn.

➡️Die Emotionen ausgleichen mit entsprechenden Maßnahmen (diese brauche ich hier nicht zu erwähnen. Das ist für jede Person auch anders)

➡️wärmende Gewürze wie zB Curcuma, Zimt sind hier auch hilfreiche und recht einfache Maßnahmen.

Vorgehen in meiner Praxis

Haben Sie zB mit einem „Leaky Gut“, mit Wechseljahresbeschwerden, anderen hormonellen Dysbalancen und vielem mehr zu tun, dann können wir das Ganze nochmal verfeinern, nach ihrer Konstitution analysieren.
Geht es beispielsweise um fehlende Eiweiße – vor allem wenn der Darm leidet- können Grundbausteine wie Aminosäuren per Infusionem ergänzt werden. Die Folge von fehlenden Eiweißen zB sind oft Ödeme. (auch hier ist unter Umständen, je nach Schweregrad, etwas ärztlich abzuklären!)

Was ich unbedingt erwähnen möchte ist, dass es hier nicht um eine wissenschaftliche Sicht geht. Ich wollte einfach nur die Sicht der traditionellen Heilkunde darstellen . Ich möchte noch betonen,  dass auch für mich die Wissenschaft sehr wichtig ist.

(Quellen: Schockzustand und Leberdurchblutung:Tintinalli, J. E., & Ma, O. J. (2015). Tintinalli’s Emergency Medicine: A Comprehensive Study Guide. McGraw-Hill Education.
Herzinsuffizienz und Leberdurchblutung:Braunwald, E. (2015). Braunwald’s Heart Disease: A Textbook of Cardiovascular Medicine. Elsevier.)
Naturheilkunde: Praxiserfahrungen, Ambulatorium und Ausbildung ZfN, Friedemann Garvelmann Lehrbuch der Humoralpathologie)