Adrenalinsucht verstehen: Ursachen und Behandlung

Stress ist eine wichtige Reaktion, die uns die Evolution nicht umsonst gegeben hat. Allerdings beobachte ich eine Tendenz in unserer modernen Zeit, die bedenklich ist. Aber schauen wir uns erst einmal den Mechanismus an. Was bewirkt Stress genau?

Ein überlebenswichtiger Mechanismus, der uns schützt

Die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse (HPA-Achse) wird vom Gehirn aktiviert, wenn der Körper auf eine stressauslösende Situation trifft, die eine Gefahr, ein Druckmoment oder auch eine aufregende Aktivität darstellen kann.
Der Hypothalamus ist die Polizei, die Signale an die Nebennieren überträgt, welche das Stresshormon Adrenalin freisetzen. Adrenalin, das auch unter dem Namen „Kampf-oder-Flucht“ bekannt ist, bewirkt eine gesteigerte Wachsamkeit, erhöht die Herzfrequenz und unterstützt die Ausschüttung von Glukose im Blut, um kurzfristig Energie zu liefern. Kortisol wird zur gleichen Zeit freigesetzt, wodurch die Stressreaktion aufrechterhalten und der Körper in Bereitschaft gehalten wird.

Neurobiologische Konzepte von Belohnung und Abhängigkeit


In stressigen und gefährlichen Situationen schüttet der Körper nicht nur Adrenalin aus, sondern auch Dopamin und andere Neurotransmitter. Dopamin hat einen wesentlichen Einfluss auf das Belohnungssystem des Gehirns, da es eine positive Verstärkung bewirkt, wodurch das Verhalten als belohnend und wiederholenswert empfunden wird. Das mesolimbische Dopaminsystem, ein Netzwerk von Neuronen, das für die Verarbeitung von Freude und Belohnung verantwortlich ist, beherbergt dieses Belohnungssystem in erster Linie. Wiederholte Adrenalin- und Dopaminaktivierung kann eine Verhaltenssucht hervorrufen, bei der die betroffene Person fortlaufend nach Situationen sucht, in denen Adrenalin freigesetzt wird, um das Dopamin „High“ zu erleben.

Mechanismen zur Toleranzbildung und zur Verstärkung


Der Körper entwickelt, ähnlich wie bei anderen Arten von Sucht, eine Toleranz. Das bedeutet, dass die gleiche Aktivität oder Dosis Adrenalin nicht mehr dasselbe Belohnungsgefühl hervorruft. Um denselben Effekt zu erreichen, ist die Person auf der Suche nach immer intensiveren Erfahrungen oder riskanten Tätigkeiten. Dies wird als Aufwärtsregulation bezeichnet – dadurch wird der Körper weniger empfindsam gegenüber der Hormonausschüttung und fordert intensivere Reize.

Langfristige Auswirkungen auf die Gesundheit

Der Körper leidet unter ständig hohen Kortisol- und Adrenalinwerten. Kortisol erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Immunschwäche, indem es eine langfristige chronische Entzündung verursacht. Adrenal Fatigue oder Nebennierenschwäche, bei der die Nebennieren „ausgebrannt“ sind und keine ausreichenden Mengen Kortisol und Adrenalin mehr produzieren, können auftreten, wenn das Stresssystem kontinuierlich aktiviert wird. Dadurch treten Anzeichen wie starke Erschöpfung , Schlafstörungen, und verringerte Resistenz gegen Stress auf.

Behandlung und Verhaltensänderungen

Die Therapie der Adrenalinsucht beinhaltet Methoden der Neuromodulation, wie zum Beispiel Achtsamkeit und Meditation. Diese Methoden schulen das Gehirn, in stressfreien Zuständen positive Erfahrungen zu machen. Methoden, um das parasympathische Nervensystem (das für Entspannung verantwortlich ist) zu stärken, tragen dazu bei, Stressreaktionen abzuschwächen und das Gleichgewicht des Körpers wiederherzustellen. Therapiemethoden zielen darauf ab, die üblichen stressauslösenden Verhaltensweisen zu überwinden und stattdessen alternative, entspannende Tätigkeiten als Belohnung einzuführen.

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Quellen:

  1. McEwen, B. S. (2007). „Physiology and neurobiology of stress and adaptation: central role of the brain.“ Physiological Reviews, 87(3), 873-904.
    Diese Übersichtsarbeit beschreibt die Rolle der HPA-Achse, die Freisetzung von Stresshormonen wie Adrenalin und Kortisol und die langfristigen Auswirkungen von chronischem Stress auf den Körper und das Gehirn.
  2. Chrousos, G. P. (2009). „Stress and disorders of the stress system.“ Nature Reviews Endocrinology, 5(7), 374-381.
    Chrousos beschreibt die Funktionsweise des Stresssystems und die Konsequenzen für das körperliche und psychische Wohlbefinden bei anhaltender Aktivierung, wie sie bei Adrenalinsucht vorkommen kann.
  3. Schneiderman, N., Ironson, G., & Siegel, S. D. (2005). „Stress and health: psychological, behavioral, and biological determinants.“ Annual Review of Clinical Psychology, 1, 607-628.
    Diese Arbeit beleuchtet die komplexen Wechselwirkungen zwischen biologischen, psychologischen und verhaltensbedingten Faktoren von Stress und deren Auswirkungen auf die Gesundheit, einschließlich Risikoverhalten wie Adrenalinsucht.
  4. Van der Kolk, B. A. (2014). The Body Keeps the Score: Brain, Mind, and Body in the Healing of Trauma. Penguin Books.
    Van der Kolk erläutert, wie das Gehirn und der Körper auf Stress und Traumata reagieren und warum manche Menschen zu intensiveren, stressreichen Aktivitäten neigen, um sich stimuliert zu fühlen.
  5. Sapolsky, R. M. (2004). Why Zebras Don’t Get Ulcers: An Updated Guide to Stress, Stress-Related Diseases, and Coping. Holt Paperbacks.
    Ein populärwissenschaftliches Buch, das leicht verständlich die biologischen Grundlagen von Stress, die Reaktion des Körpers und die Konsequenzen von chronischem Stress erklärt – einschließlich der Anfälligkeit für Verhaltenssüchte.
  6. Everly, G. S., & Lating, J. M. (2012). A Clinical Guide to the Treatment of the Human Stress Response. Springer.
    Ein umfassendes Werk zur klinischen Behandlung von Stress und seinen Auswirkungen, das sich auch mit Verhaltenstherapie und Techniken zur Bewältigung von chronischem Stress und stressgetriebenem Verhalten auseinandersetzt.

Veröffentlicht von Öznur Acar

Heilpraktikerin und Apothekerin, die nach Berufserfahrungen in der öffentlichen Apotheke, die Heilkunde als Leidenschaft entdeckt hat und aus ganzem Herzen lebt. Ich sehe meine Tätigkeit als Heilkunst.

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