Neurodiversität verstehen: Herausforderungen und verständnisvolle Ansätze

Neurodiversität beschreibt die Vielfalt neurologischer Unterschiede, wie ADHS, Autismus, Dyslexie, und andere kognitive Profile. Diese Unterschiede sind nicht als Störungen zu verstehen, sondern als Teil eines Spektrums menschlicher Erfahrungen. Menschen, die neurodivergent sind, denken und verarbeiten Informationen anders als neurotypische Personen. Obwohl dies viele Stärken mit sich bringen kann, wie Kreativität, Detailgenauigkeit oder unkonventionelle Problemlösungsfähigkeiten, ist der Alltag oft von einer besonderen Herausforderung geprägt: Erschöpfung.

Warum neurodivergente Menschen oft erschöpft sind

Neurodivergente Menschen erleben die Welt auf eine intensive und oft überwältigende Weise. Sie müssen sich in einem neurotypisch orientierten Umfeld bewegen, das selten auf ihre Bedürfnisse abgestimmt ist. Einige der Gründe für die Erschöpfung sind:

  1. Sensorische Überforderung: Viele neurodivergente Menschen reagieren empfindlicher auf Reize wie Licht, Geräusche oder Gerüche. Der ständige Versuch, diese Reize zu filtern oder zu ertragen, führt zu einer schnelleren Ermüdung.
  2. Maskieren und Anpassen: Um in sozialen und beruflichen Situationen „normal“ zu erscheinen, maskieren viele neurodivergente Personen ihre natürlichen Verhaltensweisen. Dieses „Masking“ erfordert enorm viel kognitive Energie und führt oft zu einem Gefühl der Entfremdung und Erschöpfung.
  3. Exekutive Dysfunktion: Menschen mit ADHS oder Autismus haben oft Schwierigkeiten, Aufgaben zu planen, zu priorisieren und zu organisieren. Dies kann zu Frustration und Erschöpfung führen, insbesondere wenn sie versuchen, die Erwartungen der Gesellschaft zu erfüllen.
  4. Soziale Erschöpfung: Soziale Interaktionen können für neurodivergente Menschen besonders herausfordernd sein. Das Navigieren durch nonverbale Hinweise oder die richtige Balance in Gesprächen zu finden, kann enorm anstrengend sein, was zu einem Gefühl der Erschöpfung nach sozialen Aktivitäten führt.
  5. Überkompensation im Berufsleben: In vielen Arbeitsumgebungen müssen neurodivergente Menschen extra Energie aufwenden, um mit den Anforderungen des Jobs Schritt zu halten oder ihre Produktivität unter Beweis zu stellen. Oft fühlen sie sich verpflichtet, mehr zu leisten, um als „gleichwertig“ wahrgenommen zu werden.

Die Auswirkungen auf das Wohlbefinden

Diese Erschöpfung ist nicht nur eine körperliche Müdigkeit, sondern eine umfassende geistige und emotionale Erschöpfung. Wenn der Körper ständig gegen die Überstimulation und die sozialen Anforderungen ankämpfen muss, führt dies langfristig zu Burnout, Depressionen und Angststörungen. Die ständige Müdigkeit wirkt sich auf die Fähigkeit aus, Beziehungen zu pflegen, kreativ zu sein und das Leben in vollen Zügen zu genießen.

Strategien zur Bewältigung

Glücklicherweise gibt es Wege, mit dieser Erschöpfung umzugehen und das Gleichgewicht im Alltag zu finden:

  1. Pausen einlegen: Regelmäßige Pausen während des Tages können helfen, sensorische und kognitive Überlastung zu verhindern. Kurze Momente der Stille oder des Rückzugs wirken oft Wunder.
  2. Selbstakzeptanz und -fürsorge: Es ist wichtig, sich selbst nicht an den Maßstäben neurotypischer Menschen zu messen. Selbstfürsorge und das Annehmen der eigenen Bedürfnisse stehen im Vordergrund, um Überlastung vorzubeugen.
  3. Kommunikation und Unterstützung: Ehrliche Gespräche mit Freunden, Familie und Kollegen über die eigenen Bedürfnisse können helfen, Missverständnisse zu vermeiden und Unterstützung zu erhalten.
  4. Arbeit anpassen: Falls möglich, sollten neurodivergente Menschen nach Arbeitsmodellen suchen, die besser zu ihren Fähigkeiten und Bedürfnissen passen – wie flexible Arbeitszeiten, Homeoffice oder projektorientierte Arbeit.
  5. Therapie und Coaching: Professionelle Hilfe, sei es in Form von Therapie oder Coaching, kann neurodivergenten Menschen helfen, Techniken zu entwickeln, um mit den Herausforderungen besser umzugehen.
  6. Ernährung: Zucker und einfache Kohlehydrate möglichst weglassen und gute Proteine, Nüsse, Powernahrung, Omega 3 Fettsäuren. Also alles was dem Gehirn dient. Übermässiger Kaffeekonsum könnte vor allem bei ADHS kontraproduktiv sein.

Fazit

Die Erschöpfung, die mit Neurodiversität einhergehen kann, ist ein unsichtbarer, aber sehr realer Aspekt des Lebens vieler Menschen. Es ist entscheidend, dass wir als Gesellschaft Verständnis und Raum schaffen, in dem neurodivergente Menschen aufblühen können, ohne sich selbst zu überlasten. Anerkennung, Anpassungen und Selbstfürsorge sind wesentliche Schritte, um die Balance zwischen den Stärken der Neurodiversität und der alltäglichen Erschöpfung zu finden.

Was ich in der Praxis tun kann

Erschöpfung jeglicher Genese ist meine Herzensangelegenheit. In solchen Fällen ist Nervenstärkung und Entspannung des Vegetativums sehr wichtig. Manchmal können auch Stoffwechselstörungen wie HPU/KPU ähnliche Symptome machen. Da das Gehirn eng mit dem Darm verknüpft ist, schaue ich mir hier auch den Darm mit an. Je nachdem welche Form der Neurodiversität vorliegt, können wir nach sorgfältiger Abwägung , auch eventueller Medikation, Aminosäuren per Infusionem ergänzen. Entspannende Infusionen wie Magnesium sind hier auch hilfreich.

Fragen Sie mich gerne!

Quellen:

„Neurodiversität – Was ist das?“ (Aktion Mensch):

Diese Seite bietet einen Überblick über das Konzept der Neurodiversität und beschreibt, wie Menschen mit neurodiversen Profilen in einer auf neurotypische Normen ausgerichteten Welt leben.

Quelle: Aktion Mensch

„Masking: Der unsichtbare Kampf von Menschen mit Autismus“ (Süddeutsche Zeitung):

  • Ein Artikel über das Phänomen des „Maskierens“ bei Autismus und die damit einhergehenden Erschöpfungssymptome.
  • Quelle: Süddeutsche Zeitung

„Neurodiversität: Warum sie ein Geschenk und eine Herausforderung ist“ (Bento):

  • Dieser Artikel befasst sich mit der Bandbreite der Neurodiversität und den Herausforderungen, insbesondere der Erschöpfung, die mit dem Versuch, sich anzupassen, einhergehen.
  • Quelle: Bento (Archiv)

„Erschöpfung bei ADHS: Warum es so oft zu einem Burnout kommt“ (ADHS Deutschland e.V.):

  • Der Artikel beschreibt die häufige Erschöpfung und Burnout-Gefahr bei ADHS und gibt Tipps zur Selbstfürsorge.
  • Quelle: ADHS Deutschland e.V.

„Autismus und Erschöpfung: Warum viele Autisten chronisch müde sind“ (Autismus-Kultur):

  • Eine informative Quelle, die die Ursachen der Erschöpfung bei Menschen mit Autismus erklärt und Wege aufzeigt, wie Betroffene damit umgehen können.
  • Quelle: Autismus-Kultur

Veröffentlicht von Öznur Acar

Heilpraktikerin und Apothekerin, die nach Berufserfahrungen in der öffentlichen Apotheke, die Heilkunde als Leidenschaft entdeckt hat und aus ganzem Herzen lebt. Ich sehe meine Tätigkeit als Heilkunst.

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