

Bevor ich munter über Naturheilkunde schreibe möchte ich nicht unerwähnt lassen dass heute der 19.2.22 ist. Vor 2 Jahren sind rechtsextreme Anschläge in Hanau passiert und junge Menschen mit migrantischen Wurzeln zu Tode gekommen. Ich werde auch nie vergessen was davor schon passiert ist. Ich möchte jetzt hier nicht ausschweifen. Die Chronik kann man nachlesen. Und nun zum leidigen Thema, welches weltweit grassiert. das Thema Alltagsrassismus.
Ich bin gebürtige Münchnerin und lebe und arbeite gerne hier in diesem Land. Daher ist es mir ein wichtiges Anliegen. Vor allem auch weil mir von Aktivisten-Seiten auch unterstellt wird dass ich mit Esoterikern und Schwurblern Seite an Seite meine Alternativmedizin betreibe. Nein, dem ist nicht so. Ich bin selbst eine Aktivistin. Umso wichtiger ist es mich hier zu positionieren, denn meine Arbeit ist wertvoll.
Zu betonen wäre dass das nicht nur in Deutschland ein präsentes Thema ist. Auch aus der Türkei beispielsweise kenne ich das. Abgesehen davon dass auch dort Rassismus gegen verschiedenste Ethnien besteht wie zB Kurden, wurde ich nicht nur von deutscher, sondern auch von türkischer Seite diskriminiert. Weil ich mich immer schon geweigert habe mich in Klischeeschablonen zu zwängen.
Selbst in naturheilkundlichen Ausbildungen hörte ich mir Unsinn an wie:
„Die da unten haben ja ganz andere Augen und Hautfarben“ und so vieles mehr. Es gibt auch Europäer mit dunklen Augen und bischen olivfarbenerem Teint.
Ich möchte hier vor allem über einen sehr bemerkenswerten Fall schreiben, der mir letztes Jahr als George Floyd ermordet worden ist begegnete. Die schwarzen Aktivisten- die hier auch in der Politik und in der Kunst und sonstigen wichtigen Branchen aktiv sind- meldeten sich zu Wort und erzählten über ihre Diskriminierungserfahrungen. Ein Fall lies mich besonders aufhorchen , weil ich selber auch Heilpraktikerin bin.
Es ging um ein Erlebnis einer jungen, erfolgreichen Schauspielerin aus Berlin aus der Black Community. Sie erzählte dass sie aufgrund einer gynäkologischen Symptomatik eine antroposophische Frauenärztin aufsuchte. Die Ärztin riet ihr ihre Unterleibsprobleme zu Hause „rauszutrommeln“ (!!!!!). Sie würde die ganze Kolonialtragik der afrikanischen Frauen im Unterleib tragen und das könne sie auf diese Weise gut bearbeiten! Trommeln würde sie doch sicherlich gerne…
Liebe Therapeuten/Innen!
Auch ich habe in der Vergangenheit die Erfahrung gemacht dass man mich klassifiziert hat. Meine Symptome auf meine migrantische Herkunft bezogen hat und als problematische Migrantin dargestellt hat. In Arbeitsstellen habe ich es erlebt, dass man mir mehr Last aufgetragen hat, die Fehlertoleranz niedriger war als bei deutschen Kolleg*Innen. Auch wurde das, was ich mir dann anschliessend aufgebaut habe mit der Naturheilkunde massiv unterschätzt.
An die Therapeut*Innen:
Sie können mich zum Beispiel auch unmöglich schon seit der ersten Beratungsstunde so gut einordnen dass Sie schon automatisch wissen woher meine gesundheitlichen Probleme stammen. Beispiel:
Mich und meine Ahnen den Osmanen zuzuordnen ist auch falsch.
Daher mein wichtiger Appell an Sie:
Ein Mensch kommt zu Ihnen weil er/sie leidet. Ja, die ewige Leier mit Rudolf Steiner. Aber er hatte schon als schlechtes Vorbild fungiert, indem er Menschen in Rassen unterteilt hat und damit verbundenen Lokalisierungen der Themen.
Patient*Innen, Klient*Innen, die kommen, immer erstmal ganz unabhängig von allem Klischeedenkweisen anzusehen lohnt sich. warum kann also eine afrodeutsche Frau nicht auch einfach Endometriose oder Myome haben und damit verbundene massive Einschränkungen? (Ursache: meist eine Östrogendominanz! Und ein fehlerhaftes Feedback in den Hirnanhangdrüsen, welches das Ungleichgewicht zwischen Östrogen/Progesteron fördert). Den Rest sehen Sie sich doch eh in der Anamnese an!
Und an die Mitmenschen kann ich allgemein appellieren dass sie ihre weiteren Mitmenschen erstmal kennenlernen sollten bevor sie über sie urteilen. Das ist eigentlich viel einfacher( auch wenn es erstmal Überwindung und Denkarbeit kostet. Ja , sogar Energieaufwand) als zu spekulieren und die Spannung fällt schon automatisch von Anfang an weg.
Ich habe es zB auch nicht nötig dass man mir Komplimente macht! Komplimente wegen „unserem tollen Essen“ oder „weil ich nicht so türkisch aussehe“ oder dergleichen.
Wir brauchen keine Komplimente. Denn jeder Versuch dies zu tun steckt Sie tiefer in Ihr Fettnäpfchen als Sie ohnehin schon drinnenstecken. Und dennoch :
Auch ich bin weiss…
Auch ich lerne dazu…
Auch ich bin im Umgang mit der black community nicht unbedingt fehlerfrei. Aber es wird mir immer klarer…
Sehr empfehlenswerte Lektüre für uns alle:
„Exit Racism“ von Tupoga Ogette
Wie heißt es so schön? Life long learning. Gilt nicht nur für unseren medizinischen Fachbereich.
Es gibt so viel zu tun in dieser Welt.
Herzlichst
Öznur Acar- Ihre ganzheitliche Therapeutin .
(Bild:Canva Design/Hanza Turkkol, Getty Images)
(Beitragsbild: Canva Design/ Wild Pixel; Getty Images)
Ein Kommentar zu “Rassismus in der Medizin und in der Therapie-Branche. Ein Appell an Kollegen/Innen , die therapeutisch tätig sind”